heilpädagogisches Förder- und Therapiekonzept
bei Dyskalkulie - Rechenschwäche und Wahrnehmungsstörungen
bei Kindern mit Wahrnehmungs- und Orientierungsstörungen
Kinder mit Wahrnehmungsstörungen haben beim Ordnen, Filtern, Verknüpfen der verschiedenen Sinneseindrücke Schwierigkeiten. Es fällt ihnen schwer Strukturen zu erkennen oft haben sie visuelle Wahrnehmungsstörungen d.h. sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ebenfalls haben Dyskalkulie Kinder oft auch räumliche und zeitliche Orientierungsprobleme. Hilfreich ist da eine gut geordnete Umgebung und ein strukturierter, durchschaubarer Alltag.
Wahrnehmungsgestörte Kinder haben oft große Probleme mit dem Aufräumen. Nicht deshalb, weil sie faul oder bockig sind, sondern wegen ihrer Strukturierungsschwäche. Wenn sie vor ihren Sachen sitzen und aufräumen sollen, sind sie oft völlig desorientiert. Sie nehmen die Gegenstände auf und legen sie woanders wieder ab. Aber sie erkennen und verfolgen kein System dabei.
Ein gut strukturiertes, schlichtes, aber freundliches, helles Kinderzimmer ist besser als viel Kram und Kinkerlitz der selten oder nie benötigt wird.
Dies wird natürlich erschwert, bzw. erleichtert durch die Menge und Anzahl der Besitztümer. Sinnvoll ist es auch, bei Bedarf mit dem Kind gezielte pädagogische Einheiten bezüglich seines Eigentums durchzuführen. Jedes Teil sollte einen Platz bekommen.
Wir haben das folgendermaßen gemacht: Zunächst das ganze Zimmer leer geräumt. Dann alles sauber geputzt, jeden Schrank, jede Schublade. Dadurch erlebt das Kind mit seinen (Körpernah-) Sinnen sein Zimmer und kann sich so besser orientieren. Nach einer Sichtung der Besitztümer stellt man meist fest, dass die meisten Dinge nicht oder nicht mehr benötigt werden. Nun entscheiden wir nicht, was weg kann, sondern das Kind sucht sich "mit spitzen Fingern" aus, was es davon noch braucht bzw. um sich haben möchte. Einzelne Dinge, die es zwar nicht mehr benötigt, aber daran hängt, werden in eine "Erinnerungskiste" gepackt und im Schrank aufbewahrt.
Wir achten auch auf die Zimmereinteilung: Hier die Schulsachen, dort die Klamotten und da die Spielsachen. Alles hat sein "Zuhause".
Das Gleiche gilt für den Kleiderschrank: Lieber wenige, gute Teile zu denen das Kind eine Beziehung hat und die es gern trägt, als eine, für das Kind unübersichtliche Menge von Klamotten, die es nicht überschauen und verwalten kann.
Auch hier sind einfarbige unauffällige Textilien besser als bunte Muster und Aufdrucke. Sie schützen das Kind ebenfalls vor der verwirrenden Reizüberflutung.
Es lohnt sich, sich mal mit dem Kind Zeit zu nehmen und den Kleiderschrank genauer anzusehen. Auch hier gibt es Strukturen: Winterkleidung, Sommerkleidung, Unterwäsche, Lieblingskleidung usw.
Auch das ist eine Vorbereitung auf die Mathematik.
Leider haben mir Eltern berichtet, dass oft Kinder, die mehrere Tage das gleiche anhaben, verächtlich angesehen werden.
Oft ist eine solch elterlich angeordnete Aufräumaktion etwas sehr unerfreuliches und endet nicht selten mit Geschrei, Bockerei und Tränen. Wichtig ist, eine gute Stimmung zu verbreiten und das Kind zu motivieren Zum Beispiel kann man gemeinsam den Film Mary Poppins anschauen und dann die Szene nachspielen, wie sie mit "Schnips" das Kinderzimmer aufräumen. Und man kann sich vorher Gedanken machen, welches "Zuckerle" die Geschichte noch versüßen kann. Sich an Mary Poppins ein Vorbild zu nehmen ist übrigens sowieso zu empfehlen. Sie ist humorvoll und lustig, aber setzt eisern auch Regeln und Strukturen durch.
Sinnvoll ist es, mit dem Kind gemeinsam ein Buch (Kalender, Tage-, Jahres-, Silvesterbuch) anzulegen. Themen: Über sich selbst, Größe und Gewicht, Aussehen, Besonderheiten, seine Gaben, seine Interessen, Umwelt, Nachbarschaft, Familie, Wohnung, Alltagsgestaltung, Feste, Spielsachen, Tagesgestaltung usw.
Sich mit vermeintlich selbstverständlichen Dingen und Gefügen der Umgebung, wie Familienmitgliedern, Schulkameraden, Nachbarschaft, Anziehsachen, Wohnungsaufteilung, zu befassen, hilft dem Kind sich und die Welt zu verstehen, sich zu orientieren und es übt sich darin Strukturen zu erkennen.
Auch ein gleichmäßiger Wochenrhythmus ist hilfreich. Zum Beispiel am Sonntag erst der Kindergottesdienst, danach gemeinsamer Sonntagsbrunch. Jeden Freitag Abend trifft sich die Familie zum Spielen, jeden Samstag Morgen heißt es Kinderzimmer aufräumen und putzen.
Der Tagesablauf, Essenszeiten und Zubettgehzeiten sollten regelmäßig sein. Es gab eine Zeit, da war so etwas alles aus der Mode gekommen und galt als "oberspießig" und repressiv. Aber heute hat man wieder erkannt wie wichtig Rituale bei Kindern sind. Sie geben dem Kind Sicherheit und helfen Zeit- und Ordnungsstrukturen zu erkennen.