heilpädagogisches Förder- und Therapiekonzept
bei Dyskalkulie - Rechenschwäche und Wahrnehmungsstörungen
Zur Behandlung und Vorbeugung von Rechenschwäche / Dyskalkulie, Wahrnehmungs- und Orientierungsstörungen gibt es eine Fülle alter und neuer Spiele und geeigneter Beschäftigungen.
Vor allem die alten und vergessenen Kinderspiele enthalten viele Elemente, die Wahrnehmungs- und Entwicklungsstörungen verhindern, bzw. ausgleichen können.
Das Spielen ist gesund, bietet Nahrung und Anregung für die körperliche, geistige und seelische Entwicklung des Kindes. Es ist mehr als Zeitvertreib, Beschäftigung und Freizeitgestaltung.
Seine Bedeutung ist gleichzusetzen mit Lernen und Arbeiten, nur eben kindgemäß.
Für das Kind ist das ganze Leben ein Spiel – und Spiel ist sein Leben. Dazu gehört Dinge entdecken, erforschen, anfassen, damit hantieren, es in den Mund stecken, denn nur so „begreifen“ sie im wörtlichen Sinne des Wortes die Welt und auch die Welt der Mathematik.
Ein gesundes Kind ist von Natur aus neugierig, experimentierfreudig, verspielt. Der „Weg“, über den das Kind hauptsächlich seine Eindrücke, Erlebnisse und Erkenntnisse von der Welt empfängt, ist das Spiel.
Es ist auch der Weg, wie es sich Ich-, Handlungs- und Sozial-Kompetenzen (Fertigkeiten, Sachverstand) aneignet. Körperliche, geistige und gefühlsmäßige Anregungen werden verquickt, was zu einem schnellen, nachhaltigen Erfolg führt.
Im Spiel lernt es die Welt, auch die der Mathematik, kennen, untersucht sie, erobert sie, verändert sie und macht sie sich zu eigen, d.h. verinnerlicht, „begreift“ sie!
Das Gehirn des Kindes ist bei der Geburt noch unreif. Es besitzt zwar eine Unmenge von „grauen Zellen“, aber es fehlen noch die Verknüpfungen, die für die Intelligenz entscheidend sind. Diese entstehen durch Anforderungen und Denkleistungen bei den unterschiedlichsten Spielen. Je höher diese Erfahrungen, desto mehr verzweigen und verknüpfen sich die Nervenverbindungen im kindlichen Gehirn.
Diese Entwicklung wird durch körperliche Aktivitäten des Kindes besonders gefördert. Robben, vor- und rückwärts laufen, wippen, schaukeln, springen, hüpfen, klettern, kriechen, balancieren oder auf Zehenspitzen schleichen, wirken sich direkt auf die geistige Leistungsfähigkeit aus.
Bei Schulkindern, die Schwierigkeiten im Rechnen haben, beobachtet man oft einen Mangel in der körperlichen Eroberung des dreidimensionalen Raumes.
D.h. das Erfassen von
Es werden auf spielerische Weise
trainiert, bzw. gefestigt.
Spielen – insbesondere an frischer Luft – sorgt für gesunden Appetit und tiefen Schlaf.
Vor allem aber verhindert Freude an Bewegung langfristig krankmachendes Übergewicht.
Zusammenspielen schafft Nähe, Vertrauen und soziale Fähigkeiten und manchmal Freundschaften bis ins Erwachsenenalter hinein. Daher ist es notwendig, dass es ausreichende Möglichkeiten hat, mit anderen Kindern zu spielen.
Eltern selber müssen nicht immer die „Entertainer“ sein. Wichtiger als „Mitspielen“ ist, dass man eine anregende Spielumgebung schafft und man Entwicklung des Kindes beobachtet und ihm altersgerechte Spielmöglichkeiten bereit stellt.
Zu viel Spielzeug und Spielanregungen können aber ein Kind auch überfordern. Ein einzelnes Spielzeug kann eine willkommene Anregung sein, eine ganze Kiste voll wird schnell zur Überforderung. Ein Wust an Spielsachen und buntem Krimskrams, stört die Aufmerksamkeit und die Konzentration.
Der Anreiz, sich konzentriert zu beschäftigen, z.B. ein Puzzle zusammenzufügen, ein Muster zu legen, zu bauen, kann sich nur entfalten, wenn es in einer reizarmen Umgebung, zum Beispiel auf einem leeren, einfarbigen Teppich, geschieht.
Vor Jahren hörte ich junge Erzieherinnen sich abfällig über einen etwas konservativen Kindergarten unterhalten: "Die Falten sicher noch..." Damals waren gelenkte Beschäftigungen gerade völlig außer Mode.
Aber schon vor 200 Jahren hatte der Pädagoge Friedrich Fröbel die Bedeutung der frühen Kindheit erkannt. Als Begründer des erstens Kindergartens hatte er ein umfangreiches Konzept (Lieder, Spiele, Beschäftigungen) für die vorschulische Bildung entwickelt. Er verstand seinen "Kindergarten" als frühkindliche Bildungseinrichtung im Gegensatz zu den damaligen Kinderbewahranstalten.
Als ich vor Jahrzehnten eine Kindergärtnerinnen Ausbildung in einem Fröbel Seminar absolvierte, schauten wir Schülerinnen uns nur ungläubig an, als die Dozentin über die mathematischen Grunderfahrungen sprach, die Kleinkinder durch das Fröbelspielzeug erwerben würden.
Später absolvierte ich noch eine Ausbildung als Heilpädagogin und Montessoripädagogin und unterhielt ein Lernstudio mit Schwerpunkt Dyskalkulie. Seither erkannte ich erst richtig die Bedeutung Fröbels und bedaure sehr, dass sein Konzept so sehr in Vergessenheit geraten ist, bzw. als "altmodisch" abgetan wird.
Fröbel erkannte, dass das Kind in einfachen Spielen / Beschäftigungen wichtige (mathematische) Grunderfahrungen macht: Z. B.
beim Perlenauffädeln - ...vom Punkt zur Linie,
beim Flechten - ...von der Linie zur Fläche,
beim Falten - ...von der Fläche zum Körper,
sein Spielgabensystem -...vom Einfachen zum Vielfältigen.
Und er verknüpfte Spiel - Sprache - Gemüt
Zwar in englisch, aber trotzdem sehenswert, da seine Spielgaben gezeigt werden.
Erfahrung der Dimensionen Linie - Fläche - Körper
Durch die Beschäftigung Perlenaufreihen erwirbt schon das Kleinkind mathematische Grunderfahrungen. einmal, wie aus einzelnen Punkten eine Linie entsteht. Dann erlebt es logische Folgen und Mengen, wenn es ein Muster reiht, z.b. 1 blaue - 3-grüne - 2 gelbe Perlen. Die Schnüre müssen allerdings lang genug sein und genügend Perlen einer Farbe vorhanden sein.
Außerdem übt es seine Feinmotorik (Fingergeschicklichkeit), die auch zum Schreiben lernen notwendig ist.
Das Nikitin Programm ist eine ähnliche, moderne Version der Fröbel Gaben. Es beeinhaltet entwicklungsanregende Materialien zur frühkindlichen Bildung. Es ist vom Ehepaar Lena und Boris Nikitin entwickelt und bietet viele unterschiedliche Anregungen spielerisch sich mit der Umwelt und Mathematik zu befassen.
Für eine Reihe wertvoller, entwicklungsfördernde Spiele braucht man wenig bis gar kein Spielzeug, bzw. Material.
Der Spaß, Entspannung und die Freude verstärkt den Lerneffekt. Umkehrt: Der Lerneffekt im Spiel kommt nur zum Tragen, wenn sie freiwillig und gern gespielt werden.
Keinesfalls: "Du spielst jetzt Murmeln / Memory, weil das gut für das Rechnen ist!" Denn leider ist es so, dass Kinder oft die Spiele vermeiden, bei denen sie Schwierigkeiten haben (die aber gut wären für sie).
Hüpfekästchen
Schwungseil
Gummitwist
Murmelspiele
Zu empfehlen ist die, von der älteren Generation so beliebte, "Ballschule". Es ist anzunehmen, dass viele elementare Schwierigkeiten früher damit abgebaut worden sind.
Die Ballschule ist ein Geschicklichkeitsspiel mit dem ganzen Körper. Es trainiert die gesamte Wahrnehmung und Sensorische Integration, Motivation, Ehrgeiz, Ausdauer und das zählende Rechnen.
Man benötigt lediglich einen Ball und eine fensterlose Wand.
» Die genaue Anleitung zur "Ballschule" finden Sie hier.
Hinkeln, hopsen, hüpfen und dabei zählen und rechnen, Wochentage lernen u.v.m.
Man braucht nur einen Stein und ein aufgemaltes Hüpfespiel.
Das Seilspringen kombiniert und fördert in idealer Weise Bewegung - Zählen - Regeln - Geschicklichkeit - Sozialkontakte - Selbstbewusstsein
Gummitwist ist die etwas moderne Variante. Hier wird zwar nicht Zählen geübt, aber beinhaltet auch wichtige Bewegung und Raumerfahrungen
Beim Murmelspiel kann man spielerisch die Grundrechenarten üben: "Fünf Murmel hatte ich, zwei habe ich dazu gewonnen und drei verloren?" Oder die Schätze anschließend zählen: "Ich besitze einen Fünfer, drei Zweier und 25 Einermurmeln."Oder tauschen.
Sie werden auch Klicker oder Klucker genannt. Die Regeln sind von Generation zu Generation unterschiedlich überliefert.